Steuer 2020 für jemand anders über mein Zertifikat möglich?

[Gast]

Tach,

eine Bekannte hat mich gebeten, ihr bei der Steuer 2020 zu helfen. Der Fall ist etwas eingewickelt, deshalb kurz die Erläuterung.

Die Dame ist Niederländerin und wohnt auch in NL, sie arbeitet in DE. Im Jahr 2020 hat sie längere Zeit in Kurzarbeit gearbeitet. Bisher hat sie ihre Steuer von einer Freundin machen lassen, die aber jetzt nicht mehr verfügbar ist, deshalb ihre Frage an mich.

Ich weiß derzeit noch nicht, ob sie eine Steuer ID hat oder "nur" eine deutsche Steuer-Nummer. So oder so, ich möchte sie auf jeden Fall für Elster registrieren. Wie das geht in dem einen oder anderen Fall, ist mir bekannt, nun ist meine Frage die:

Kann ich die Steuererklärung dieser Dame auch über mein Elster-Zertifikat abwickeln? Wenn nein, dann muss sie auf jeden Fall neu registriert werden, wenn ja, was sollte ich beachten? Brauche ich von ihr eine Einverständniserklärung, welche Stolpersteine gibt es?

Vielen Dank schon mal.

[Charlie24]

Kann ich die Steuererklärung dieser Dame auch über mein Elster-Zertifikat abwickeln?

Prinzipiell ja, aber ich persönlich übermittle nur für Angehörige. Es gibt bei der Datenübermittlung für Dritte bestimmte Sorgfaltspflichten

nach § 87d AO, außerdem darf man nur Angehörigen nach § 15 AO unentgeltlich bei der Erklärung helfen, Bekannte gehören nicht dazu.

https://www.gesetze-im-internet.de/ao_1977/__87d.html

[Picard777]

Rein technisch wird sie mangels deutscher Meldeadresse kein eigenes Zertifikat erwerben können und Du könntest -rein technisch- durchaus eine fertige Steuererklärung über Deine Registrierung übermitteln.

Ganz klar ist aber auch, dass das "Steuer machen" von der damaligen Freundin bzw. nun von Dir unerlaubte Hilfe in Steuersachen ist, für die Du und auch Sie in Teufels Küche kommen werden, vgl. §§ 2 StBerG. Dass hier ein nahes Angehörigenverhältnis nach § 15 AO nicht vorliegt, unterstelle ich mal.

D.h. wenn sie Dir vielleicht das fertig ausgefüllte Papierformular "zum Übermitteln" gibt, ist das o.k. Wenn sie dabei aber mit Dir ausknobelt, ob sie 16 € Kontoführung ansetzen kann, dann nicht mehr.

[Charlie24]

Rein technisch wird sie mangels deutscher Meldeadresse kein eigenes Zertifikat erwerben können

Wenn das deutsche Finanzamt die Verwaltung ihrer Adresse in den Niederlanden übernimmt, geht das bei Erteilung einer ID schon seit 2020.

Ich zitiere aus einer Antwort vom März 2020, wobei sich der Sachstand bis heute offenbar nicht geändert hat:

Registrierungsbriefe (mit Aktivierungscode) und AbC- bzw. FSC-Briefe werden derzeit technisch noch unterschiedlich behandelt.

Bei Registrierungsbriefen ist bereits ein Versand an ausländische Meldeadressen möglich, bei den VaSt-Briefen läuft derzeit die Pilotierung des neuen
Prozesses zur Erstellung der Briefe. Im Laufe des Jahres wird auch bei den VaSt-Briefen eine Adressierung an ausländische Adressen möglich sein
(wenn der Empfänger eine IDNr. erhalten hat und in den Meldedaten die ausländische Adresse eingetragen ist). ELSTER unterstützt die neuen Schnittstellen
bereits seit einiger Zeit, aber die verarbeitenden Systeme in den Bundesländern verschieben den Einsatztermin seit einigen Monaten immer wieder.

[Gast]

Rein technisch wird sie mangels deutscher Meldeadresse kein eigenes Zertifikat erwerben können

Also, die Frau vom Elster-Telefon hat mir nach Darlegung der Umstände folgendes erklärt. Wenn die Dame aus NL eine Steuer ID hat, was ja durchaus der Fall sein kann, wenn sie schon mal in DE gewohnt hat, dann kann sie sich als Privatperson bei Elster registrieren. Hat sie keine Steuer ID, sondern nur die deutsche Steuer-Nummer, dann kann sie sich als Unternehmer registrieren. Bei Registrierung erhält sie dann eine Mail mit einem Link, den muss sie bestätigen und erhält dann mit einer 2. Mail die Aktivierungs ID.

Du könntest -rein technisch- durchaus eine fertige Steuererklärung über Deine Registrierung übermitteln.

Klar, technisch gesehen geht das, ich bin allerdings nicht bereit, wegen so einem Zirkus (den man ja im übrigen auch leicht vermeiden kann) irgendwelchen Ärger mit den Finanzbehörden zu kriegen, das ist mir die Sache nicht wert.

Kurz und gut, ich muss abwarten, ob sie eine Steuer ID hat oder nur die Steuer-Nummer, und dann muss sie entsprechend unter ihrem Namen registriert werden.

[reckoner]

Hallo,

Klar, technisch gesehen geht das, ich bin allerdings nicht bereit, wegen so einem Zirkus (den man ja im übrigen auch leicht vermeiden kann) irgendwelchen Ärger mit den Finanzbehörden zu kriegen,

Mit den Behörden bekommst du keinen Ärger, allenfalls mit der Bekannten (bzw. dann indirekt vielleicht doch mit dem Finanzamt). Und daran ändert sich auch nichts wenn sie die Steuererklärung unter eigenem Account übermittelt (siehe #2 und #3).

Stefan