Neue Abschreibungsregel Computer

[SirHannes]

Hallo liebe Forums-Teilnehmer:innen,

mir ist der Zusammenhang Abschreibung Computer noch nicht ganz klar:

Ich möchte meinen neuen Rechner (Wert 2500€) für 2022 abschreiben, komplett. Nach der neuen Regelung könnte ich das.

Ich habe 2022 9 Monate im Angestelltenverhältnis verbracht und denke, dass ich dadurch mehr Steuern zurückbekomme. Würde das aber gern vorab ausrechnen.

Laut fertiger Elster bekomme ich für 2022 derzeit 2300€ zurück, ohne den Computer.

Auf der Lohnsteuer steht unter Zeile 4, einbehaltene Lohnsteuer, ca. 4000€. Das Finanzamt "schenkt" ja niemanden etwas, aber von diesen 4000€ könnte ich quasi was zurückbekommen.

Demnach 4000€ - 2300€ = 1700€. In wie weit macht die Abschreibung von 2500€ noch Sinn? Ich könnte theoretisch über mehrere Jahre abschreiben?

Details:
Der Rechner wird ausschließlich für eine selbstständige Tätigkeit genutzt. Er hat nichts mit dem Angestelltenverhältnis zu tun. Für privat nutze ich den Vorgänger (MacBookPro).
Die selbstständige Tätigkeit hat 2022 kaum was abgeworfen, da ich mich im Aufbau befinde. D.h. als Selbstständiger taucht der Computer in meiner EÜR auf und in der Anlage S und in der USt, da ich die 19% zurückbekommen werde.

Einen sonnigen Nachmittag Euch.
Grüße.

[Kloebi]

Du bekommst nicht die 2.500 Euro zurück, sondern nur dein Einkommen wird um diesen Betrag (nettobetrag, wenn du die Vorsteuer erhältst) gemindet. Steuerliche Auswirkung je nach Progression 20-40%.

[Picard777]

... da wir hier "leider" keinen Steuersatz von 100 % haben ;-)

[SirHannes]

Du bekommst nicht die 2.500 Euro zurück, sondern nur dein Einkommen wird um diesen Betrag (nettobetrag, wenn du die Vorsteuer erhältst) gemindet. Steuerliche Auswirkung je nach Progression 20-40%.

D.h. ich könnte von den verbliebenen 1700€ 20-40% zurückbekommen. bzw., wenn ich Picard777 Post richtig verstehe, nur 9/12 (da ich nur 9 von 12 Monaten Lohnsteuer bezahlt habe)?

Ich möchte es aber nicht zu kompliziert machen und zu tief einsteigen. :-)

Danke für Eure schnellen Antworten.

[Kloebi]

Nein, von den Nettokosten des Computers 20-40 %, Maximal 1.700.

[Charlie24]

Dass die Finanzämter eine 100%-ige berufliche Nutzung anerkennen, kommt selten vor. Die meisten Rechner werden auch für private Zwecke mitbenutzt.

[L. E. Fant]

Du kannst doch die Zahlen in Mein Elster eingeben, und siehst dann, wie sie sich auswirken.

[SirHannes]

So wirken sich die Zahlen aus:
- Bei einem Brutto-Betrag von 2.076€ (Apple-M1-Preis ohne USt, ausgewiesen auf Rechnung) erhöht sich die geschätzte, unverbindliche Rückzahlung um 399€.
- Tippe ich 1700€ ein käme ich auf 295€ zusätzliche Rückzahlung.
- Bei 1/3 (3 Jahre) von 1700€ erhöht sie sich nur um 99€.

Besitze zu wenig Vorerfahrung, um abzuschätzen, was der geeignetere Weg ist.
Wo steht, dass "maximal 1700€" nur angeben werden kann?

[SirHannes]

Dass die Finanzämter eine 100%-ige berufliche Nutzung anerkennen, kommt selten vor. Die meisten Rechner werden auch für private Zwecke mitbenutzt.

Richtig, so hatte ich es auch gelesen. Allerdings kann ich nachweisen, dass ich strikt trenne: der neue M1 ausschließlich für geschäftliche und hoch rechenintensive Kreativ-Projekte allein schon aufgrund Sicherheit (hacking, trojaner) und Stabilität (Installation von Fremd-Apps, die FinalCut&LogicPro Hierarchie gefährden könnte). Der ältere Intel-MacBookPo für alles private. Wobei ich zugeben muss: außer Erklärung und Bilder schießen wüsste ich nicht, wie ich Beweise erbringen könnte. ;-)

Vielen Dank an Euch da draußen für Eure zahlreichen Rückmeldungen.

[multi]

Wo steht, dass "maximal 1700€" nur angeben werden kann?

Das steht nirgendwo und hat auch niemand behauptet. Korrekt bleibt aber, dass wenn angeblich 4000 Lohnsteuer einbehalten wurde und die Erstattung ohne Laptop schon 2300 ist, wie anderweitig behauptet, die steuerliche Auswirkung maximal 1700 sein kann. Weniger Einkommensteuer als Null kann halt nicht festgesetzt werden.

[SirHannes]

Aus der Subtraktion kam das, na klar.

[reckoner]

Hallo,

für die Frage, ob es besser ist die Kosten sofort abzusetzen oder doch auf mehrere Jahre abzuschreiben müsstest du eine Prognose der zukünftigen Einkommen machen.

Vereinfacht gesagt: Sind die niedriger als 2022, dann ist sofort komplett absetzen wahrscheinlich besser, und umgekehrt. Und bei ungefähr gleichbleibendem Einkommen dürfte tendenziell auch die Verteilung auf mehrere Jahre sinnvoller sein.
Bedenken solltest du aber, dass die Selbstständigkeit vielleicht auch 2023 noch nicht richtig läuft. Dann kann es sogar passieren, dass der Gewinn nicht einmal den Grundfreibetrag übersteigt, und dann verpuffen die Werbungskosten u.U. komplett.

Auch noch wichtig: Je früher man von einer Steuerreduzierung profitieren kann um so besser, insbesondere wenn man verschuldet ist (bist du das? - gesparte Zinsen sind nämlich praktisch die beste Rendite die man bekommen kann; vom Abschluß in den Niedrigzinszeiten mal abgesehen).

Stefan

[SirHannes]

Hallo lieber Stefan, ich bedanke mich für deine ausführliche und klärende Antwort zu meiner Frage. Topp! Die von dir beschriebene Tendenz sah ich auch. Jetzt verstehe ich's besser.

Ein schönes Wochenende dir.